Leere in vielen Schaltzentralen

 sekretariat

Essen. An 16 Schulen fehlen Sekretärinnen, nun reagiert die Stadt. Zu spät, findet mancher.

Ohne sie geht vielerorts gar nichts, kommt manch großes System schnell zum Erliegen: die Sekretärin. Auch in den Schulen halten Verwaltungskräfte Rektoren und Lehrern den Rücken frei, auf dass die Pädagogen sich ihrer eigentlichen Arbeit widmen können. Das jedenfalls ist die Theorie, die Realität sieht oft anders aus. An 16 Essener Schulen sind die Sekretariate derzeit unbesetzt oder werden bald unbesetzt sein.

Beispiel Viktoria-Gymnasium: Zum Monatsanfang hat die Sekretärin sich in die passive Phase der Altersteilzeit verabschiedet. Seitdem ist die zentrale Anlaufstelle verwaist, hüten der Schulleiter und sein Stellvertreter abwechselnd das Telefon, das ab sieben Uhr kaum noch stillsteht. „Wir müssen für Eltern und Schüler ansprechbar sein“, sagt Leiter Klaus Wilting, der jetzt auch schon mal in den Keller hinabsteigt, um die Bitten nach erneuter Ausstellung von Abiturzeugnissen zu erfüllen. Zu den üblichen Anliegen kommen dieser Tage Anfragen von Müttern und Vätern auf der Suche nach der richtigen Schule für ihr Kind. Die Anmeldungen stehen bevor, die Schulen werben für ihr Haus – da dürfen Anrufe Interessierter nicht ins Leere laufen.

„Das Schulsekretariat ist das Nadelöhr einer jeden Schule“, sagt Elmar Prinz, Sprecher der Essener Gymnasialdirektoren, der eine Situation wie am Viktoria-Gymnasium oder dem ebenfalls betroffenen Gymnasium Überruhr unhaltbar findet. „Außenstehende machen sich keine Vorstellung davon, wie oft am Tag ein Sekretariat beansprucht wird“, sagt Prinz, „von Handwerkern, von Schülern, die sich verletzt haben – und da haben wir von den originären Aufgaben noch gar nicht gesprochen. Über das Sekretariat laufen alle Informationen und Kontakte, auch zum Schulamt und der Bezirksregierung. Ein unbesetztes Sekretariat ist der Super-Gau.“

Stundenschlüssel

Wie viel Unterstützung Schulen bei der Verwaltung zusteht, bemisst sich an einer ganzen Reihe von Kriterien, darunter Schulform, Schülerzahl, Zahl der Schüler im Ganztag. So hat manche Grundschule lediglich an zwei oder drei Tagen pro Woche Anspruch auf eine Sekretärin, besonders große Standorte dagegen sogar auf mehr als eine Vollzeitstelle. Einen Springer-Pool gibt es bei der Stadt nicht, allenfalls kann man Sekretärinnen stundenweise von einer zur anderen Schule abordnen.

Das Problem ist kein neues, das derzeitige Ausmaß allerdings schon. Hintergrund ist nicht zuletzt der Stellenabbau bei der Stadt. Viele der Mitarbeiterinnen an den Schulen haben von den Altersteilzeitangeboten Gebrauch gemacht und scheiden in diesen Monaten aus. Hinzu kommt, dass der Altersdurchschnitt bei den Schulsekretärinnen ohnehin hoch ist, auch reguläre Abschiede stehen an. In der Folge ergeben sich derart viele Vakanzen, dass die Verwaltung dem mit Abordnungen nicht mehr beikommt und sich zum Handeln gezwungen sieht.

Zur Not auch extern ausschreiben

Die Stellen sollen ausgeschrieben werden, zunächst intern. Falls sich in der Verwaltung nicht genug Interessierte finden, wird es in der zweiten Runde externe Ausschreibungen geben. Warum die Stadt nicht früher aktiv geworden ist, fragen die Verantwortlichen an den Schulen, schließlich war die Situation seit langem absehbar. Man bemühe sich ja um nahtlose Übergänge, heißt es aus dem Rathaus, aufgrund der finanziellen Zwänge funktioniere das aber nicht immer.

Auch das Gymnasium an der Wolfskuhle musste eine ganze Zeit lang ohne Sekretärin auskommen – bei mehr als 900 Schülern und 80 Lehrern. „Da kann man einen abstellen, der nur telefoniert“, sagt Leiterin Christine Breimhorst. Inzwischen ist der schlimmste Engpass zwar behoben, zufriedenstellend sei die Situation aber nach wie vor nicht. Die Schule hat Anspruch auf eine volle Stelle und 14 weitere Stunden. Die beiden Mitarbeiterinnen, die derzeit mit begrenzter Stundenzahl an Bord sind, würden gerne aufstocken, so Breimhorst. Das sei nicht möglich, habe es bislang immer geheißen. Nicht nur Breimhorst, sondern Schulleiter allerorten in der Stadt hoffen nun, dass endlich Bewegung in die Sache kommt.

Helen Sibum    

 


Quelle: www.derwesten.de    06.12.2012


 

 

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