Am GEÜ gab es immer schon eine Reihe von Schüler:innen, die ihren Bildungsweg nicht in Deutschland begonnen haben, sondern erst im Laufe der Schullaufbahn an eine deutsche Schule gewechselt sind.
Seit September 2015 gibt es auch am GEÜ eine größere Gruppe dieser sogenannten Seiteneinsteiger:innen. Dies stellt die Schule, aber auch die Schüler:innen selbst vor große Herausforderungen, eröffnet der Schulgemeinde aber auch große Möglichkeiten in Bezug auf die Bereiche des interkulturellen Austausches bzw. des interkulturellen Lernens.
Diesen gesellschaftlichen und schulischen Herausforderungen stellt sich die Schulgemeinschaft des GEÜs aktiv und begegnet ihnen am GEÜ grundsätzlich mit dem Konzept der Teilintegration. Bereits vom ersten Schultag an besuchen die Neuen den Unterricht einer Regelklasse (zunächst v.a. Englisch, Mathematik, Sport, Kunst oder Musik). So haben sie umgehend eine echte Chance auf Integration, nehmen am sozialen Leben der Klasse teil und können möglichst unbefangen in den Austausch mit Gleichaltrigen kommen. Es gibt keine starre Abschottung in Sonderlerngruppen, stattdessen sind sie sofort mittendrin im Schulleben. Eine wirkliche Teilnahme am Unterrichtsgeschehen ist angesichts häufig begrenzter Deutschkenntnisse leider meist noch nicht möglich, allein die (teilweise) Integration in den Alltag der Klasse sorgt jedoch bereits dafür, dass die Kinder und Jugendlichen darauf angewiesen sind, sich auf Deutsch zu verständigen. Auch nehmen sie grundsätzlich an Exkursionen und Klassenfahrten teil.
→ Diese Vorgehensweise musste aktuell leider den veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, sodass für alle Sprachanfänger:innen eine Sprachfördergruppe vorgeschaltet ist, in der ausschließlich Deutsch gelernt wird sowie die Fächer Sport, Kunst, Musik unterrichtet werden.
Diese Grundhaltung des Förderns und Forderns zeigt sich auch in dem zweiten Block des Unterrichts für unsere neu zugewanderten Schüler:innen: Wir bieten eine Vielzahl an gesonderten Förderkursen an. Hier lernen die Kinder und Jugendlichen in möglichst kleinen Gruppen v.a. die Grundlagen des Deutschen. In verschiedenen Lerngruppen, die möglichst nach Alter bzw. Leistungsstand eingeteilt sind, wird eine intensive und individuell differenzierte Förderung durchgeführt. Aktuell gibt es verschiedene DaZ-Lerngruppen, in denen auf A1-B2-Niveau (Stufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen) gearbeitet wird; eine besondere, (zeit-) intensive Förderung wird für Sprachanfänger:innen angeboten (s.o.). Verantwortlich für einen großen Teil dieser Tätigkeit ist seit dem Sommer 2017 mit Frau Löhl eine erfahrene und zertifizierte DaZ-Lehrkraft. Seit August 2018 wird sie hierbei v.a. durch Frau Vormberge, ebenfalls einer zertifizierten DaZ-Lehrkraft unterstützt. Im Schuljahr 2022/23 unterrichtet mit Frau Avramenko auch eine ukrainische Lehrkraft. Sprachprüfungen können somit intern durchgeführt werden. Weitere Stunden werden v.a. von Sprachenlehrer:innen mit Vorerfahrungen und/oder zusätzlichen Fortbildungen erteilt.
Gearbeitet wird mit den eingeführten Lehrwerken, unterstützt durch eine Vielzahl anderer Materialien. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird häufig mit Lehrwerken gearbeitet, die eine Teilnahme am Regelfachunterricht vorbereiten sowie begleiten.
Die Förderstunden liegen zu einem großen Teil so im Stundenplan, dass die Seiteneinsteiger:innen eine möglichst hohe Stundenzahl in den Regelklassen verbringen können. Bei den SuS mit dem größten sprachlichen Nachholbedarf wird v.a. darauf geachtet, auch die Daltonstunden mit Förderunterricht zu belegen. Nach einer gewissen Zeit gibt es momentan zusätzlich zum Deutsch- auch Mathematik- und Englischunterricht, welcher ebenfalls in Kleingruppen und nach Kompetenz differenziert durchgeführt wird.
Ein großer Schwerpunkt liegt bei allen Schüler:innen auf dem Erlernen des Englischen; dies erfolgt jedoch individuell abgestimmt mit Blick auf die unterschiedlichen Voraussetzungen in verschiedenen Lerngruppen.
Bei allen SuS spielt auch Politikunterricht bzw. Staatsbürgerkunde eine große Rolle. In allen Lerngruppen findet Unterricht zum „Leben in Deutschland“ statt; hier geht es, in Relation zu Sprachstand und Alter der SuS, um politische Zusammenhänge und das politische System in Deutschland sowie Regeln und Vorstellungen dazu, wie ein Zusammenleben in Deutschland aussieht; hierbei wird auch auf die kleineren Einheiten, die Stadt (Essen), die Schule (GEÜ), aber auch das gemeinsame Leben und Lernen in den einzelnen Klassen eingegangen. Für die Vermittlung und Umsetzung einer Vorstellung von einem funktionierenden Zusammenleben tragen jedoch selbstverständlich alle Lehrkräfte in ihrem jeweiligen Fachunterricht die Verantwortung und übernehmen diese aktiv. Auch der Besuch außerschulischer Lernorte spielt eine Rolle: So hat eine größere Anzahl neu zugewanderter SuS an einem Workshop der Alten Synagoge Essen zum Thema „Judentum und Islam“ teilgenommen; auch ein Besuch des Landtags in Düsseldorf hat stattgefunden.
Nach Beendigung der meist zweijährigen Erstförderung findet dann die Zuordnung zu einer Schulform statt, sodass die SuS dann regulär am Unterricht des GEÜs teilnehmen oder zu einer anderen Schule wechseln.
Das GEÜ wird im November 2022 von insgesamt 50 neu zugewanderten SuS besucht, die sich noch in der zweijährigen Erstförderphase befinden. Eine mittlerweile recht große Zahl ist bereits in das reguläre System eingegliedert und nimmt regulär am Unterricht der Sekundarstufe I teil; auch in jeder Jahrgangsstufe der gymnasialen Oberstufe lernen sich ehemalige Seiteneinsteiger:innen und bereiten sich auf das Abitur vor.
Diese GEÜler_innen stammen aktuell zu großen Teilen aus der Ukraine, aber auch aus Belarus, Kasachstan, Syrien, Afghanistan, Ägypten, der Türkei, Kroatien, Irak, Iran, Indien, Tunesien, Ghana, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Serbien, Südkorea, Russland, Rumänien, Moldawien, Bulgarien, Armenien, dem Libanon und Italien.
Das Kollegium wird regelmäßig (in Konferenzen, per E-Mail,…) über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Insb. für neue Kolleg:innen gibt es spezielle Handzettel mit grundlegenden Informationen zur Beschulung und Bewertung. Zudem wird eng und intensiv mit der Schulsozialarbeiterin Frau Pischel zusammengearbeitet, um den häufig besonderen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen Rechnung zu tragen.
Die Schulgemeinde insgesamt wird z.B. durch Veröffentlichungen auf der Homepage der Schule, direkten Kontakt mit Schüler:innen und Eltern über wichtige Belange informiert. So ist etwa auch die Schulkonferenz ein Ort des regelmäßigen Austauschs.
Konstantin Sprenger (im November 2022)
Koordination neu zugewanderte SuS
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