Gymnasium Überruhr plant zwei Stunden Freiarbeit am Tag (WAZ vom 06.03.2015)

Das Gymnasium Überruhr möchte 2016 mit einem neuen Konzept starten: Täglich soll es für alle Schüler zwei Stunden Freiarbeit statt Unterricht geben.

„Freiarbeit“, das ist, wenn Schüler selbstständig Tages- oder Wochenpläne abarbeiten, in eigenem Tempo und Stillarbeit oder zu mehreren, und viele Schulen haben die „Freiarbeit“ als festen Bestandteil in ihr pädagogisches Konzept integriert. Doch was das Gymnasium Überruhr plant, kommt einer kleinen Revolution gleich: Rund ein Drittel der gesamten Unterrichtszeit sämtlicher Jahrgangsstufen soll künftig für „Freiarbeit“ zur Verfügung stehen – zwei Stunden täglich. „Es ist“, sagt Schulleiterin Gabriele von Heymann, „aber noch offen, ob das neue Konzept kommt.“ Im Herbst wird die Schulkonferenz entscheiden. Im Sommer 2016 könnte das Gymnasium Überruhr die so genannte „Dalton-Pädagogik“ einführen.

Sie heißt so, weil sie erstmals an einer Schule in der amerikanischen Kleinstadt Dalton eingeführt wurde. In Deutschland gilt das Gymnasium Alsdorf bei Aachen als Dalton-Vorreiter, wurde 2013 mit dem „Deutschen Schulpreis“ ausgezeichnet. „Kollegen von uns haben sich das vor Ort angeschaut und kamen sehr beeindruckt zurück“, erzählt Lehrer Alexander Ulrich, der in einer schulinternen Entwicklungsgruppe mitarbeitet.

So funktioniert „Dalton“: „Jedes Fach“, erklärt Gabriele von Heymann, „gibt ein Drittel seines Stundenkontingentes ab. Auch Fächer wie Sport oder Kunst.“ Jeder Schüler jeder Jahrgangsstufe geht zwei Stunden am Tag in einen von mehreren Extra-Räumen, die dann für die Freiarbeit vorgesehen sind. Die Schulleiterin erklärt: „Jeder Schüler kann selbst entscheiden, in welchen Raum er geht. Alle Lehrer führen nur Aufsicht, können im Zweifel helfen.“

Anmerkungen über gute und schlechte Arbeitsleistungen

Abgearbeitet werden Fünf-Wochen-Pläne für jedes Fach; man muss sie sich vorstellen wie kleine Klassenbücher, in denen die Inhalte der Arbeit vermerkt sind, auch Lehrer machen dort Anmerkungen – über gute wie schlechte Arbeitsleistungen. Die Pläne werden von den Lehrern regelmäßig gesichtet und kontrolliert.

Die Vorteile: „Die Schüler übernehmen mehr Verantwortung, werden selbstständiger“, sagt Lehrer Alexander Ulrich. Sie können sich klassen- und jahrgangsübergreifend in den „Dalton“-Stunden helfen, individuelle Förderung durch die Lehrer werde erleichtert - sowohl für lernschwache als auch für besonders begabte Schüler. „Der Tagesablauf wird durch die zwei ,Dalton’-Stunden am Tag entschleunigt, wir haben weniger Hetze“, ist Gabriele von Heymann überzeugt. Ihre Pläne hat die Schule seit Beginn offen gelegt – vor den letzten Anmeldungen wurden alle Eltern ins Bild gesetzt. Das Ergebnis – obwohl es offen ist, dass „Dalton“ überhaupt kommt: mehr als 180 Anmeldungen. Ein historischer Spitzenwert für die Schule.

Martin Spletter, WAZ Essen (06. März 2015)

http://www.derwesten.de/staedte/essen/gymnasium-ueberruhr-plant-zwei-stunden-freiarbeit-am-tag-id10422254.html

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