Für kurze Zeit die Sorgen vergessen

wohlfuehlmorgen

WAZ19.03.2014 Überruhr.

Könnte ein Tag besser starten, als mit einem ausgiebigen Frühstück mit Kaffee, Kakao, Orangensaft, frischen Brötchen, Brot, Käse der verschiedensten Sorten, einer großen Auswahl an Wurst, Müsli und Kuchen? Für viele Menschen ist diese erste Mahlzeit am Tag selbstverständlich – für andere jedoch finanziell nicht möglich. Wie zum Beispiel für die Bewohner der Asylunterkünfte an der Langenberger- oder Worringstraße oder der Notunterkunft an der Liebrechtstraße.

Um diesen Menschen auch mal einen schönen, unbeschwerten Vormittag zu bereiten, veranstalteten Lehrer und Schüler des Gymnasiums Überruhr einen „Wohlfühlmorgen“ speziell für bedürftige Menschen. Für sie begann der Tag mit einem reichhaltigen Frühstück. Zudem tischten die fleißigen Helfer zur Mittagszeit einen deftigen Eintopf auf. Möglich gemacht allein durch Spenden, die die Schüler am Tag zuvor auf den Wochenmärkten in Überruhr und Kupferdreh sammelten.

Spontane Hilfsbereitschaft
„Die Spendenbereitschaft der Menschen, die wir persönlich ansprachen, war enorm hoch“, erzählt Lehrer Tim Husel über die aufwändigen, aber durchweg positiven Vorbereitungen. So erklärte sich auch Friseurin Natalia Utschig sofort dazu bereit, ihren Friseurladen einfach mal zu zu lassen und stattdessen gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen in das Gymnasium zu kommen, um den bedürftigen Menschen kostenlos die Haare zu schneiden oder zu stylen. Und das taten sie ununterbrochen; es verging keine Minute, in denen sie nichts zu tun hatten.

Großer Andrang herrschte auch bei der Physiotherapeutin, die die Menschen mit Massagen verwöhnte sowie bei einer Allgemeinmedizinerin, die auf Wunsch den Blutdruck maß oder auch mal Wunden bandagierte. Um seelische Wunden kümmerte sich indes ein Seelsorger, der trotz der ein oder anderen sprachlichen Barriere ein offenes Ohr für alle hatte. Die Kinder hingegen freuten sich offensichtlich am meisten über die vielen gespendeten Spielzeuge oder aber über Kleidungsstücke.

Es scheint, als hätten die Organisatoren wirklich an alles gedacht, denn selbst für die Fahrt zur Schule war gesorgt: Da das Gymnasium für viele nicht unbedingt fußläufig zu erreichen ist, holten Eltern und Lehrer die Flüchtlinge kurzerhand einfach mit ihren Autos ab.

„Wir möchten, dass die Menschen für ein paar Stunden ihre Sorgen vergessen und sich über nichts Gedanken machen müssen; sich ganz einfach wohlfühlen“, so Husel über die Intention der Veranstaltung, die bereits schon in anderen Städten, wie Hamburg oder Köln, erfolgreich umgesetzt wurde. Und es wäre wohl nicht vermessen zu behaupten, dass diese Aktion nun auch am Überruhrer Gymnasium Erfolg hatte. Immerhin folgten rund 75 Gäste der Einladung zum ersten „Wohlfühlmorgen“.

Husel und sein Team hoffen nun auf weitere Nachahmer in dieser Stadt; erste Gespräche mit der Überruhrer Bürgerschaft gab es schon. Fest steht, dass diese Aktion nicht einmalig gewesen sein, sondern sich im besten Falle zu einer regelmäßigen Veranstaltung entwickeln soll.

Julia Witte   

 


Quelle: www.derwesten.de


 

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