„Das ist die Zukunft“

WAZ  | 08.03.2013 | Von Martin Spletter

Im Jahr 2005 wurde an den Gymnasien im Land die verkürzte Schulzeit eingeführt („G8“). Das brachte regelmäßigen Nachmittag-Unterricht mit sich. NRW bot den Schulen deshalb später an, offiziell auf „Ganztag“ umzustellen – was zwei Gymnasien in Essen nutzten: Das Maria-Wächtler-Gymnasium in Rüttenscheid (MWG, Ganztagsbetrieb seit 2009) und das Gymnasium Überruhr (Ganztagsbetrieb seit 2010). Es gibt auch zwei weitere Ganztagsgymnasien in Essen – das Gymnasium im bischöflichen Schulzentrum am Stoppenberg und das Nord-Ost-Gymnasium. Diese Schulen sind aber als Ganztagsschulen gegründet worden.

Seit „G8“ haben Schüler in jedem Jahrgang mehr Wochenstunden als früher. Bei Wächtler und in Überruhr gibt es jeweils drei lange Tage für alle – in Überruhr wird dann bis 16 Uhr unterrichtet, in Rüttenscheid bis 15.35 Uhr. Mittendrin gibt es – gesetzlich vorgeschrieben – eine 60-minütige Mittagspause und sogenannte „Lernzeiten“. Das sind Schulstunden, in denen die Schüler, angeleitet vom jeweiligen Fachlehrer, jene Arbeiten erledigen, die man früher als Hausaufgaben bezeichnet hat. „Lernzeiten haben viele Vorteile“, sagt Elmar Prinz, Leiter der Wächtler-Schule. „Zu Hause schauen Schüler eine Aufgabe an und stellen womöglich fest, sie können sie nicht. In der ,Lernzeit’ erhalten sie dann die nötige Anleitung.“ Auch das Erlebnis längeren gemeinsamen Lernens mit anderen Schülern wirke sich positiv aus. Weil die „Lernzeiten“ von den jeweiligen Fachlehrern angeleitet würden, gebe es entsprechend gute Effekte.

„Es gibt zum Ganztag keine Alternative“, stellt auch Gabriele von Heymann fest, die Leiterin des Gymnasiums Überruhr. Das liege nicht nur an den zusätzlichen Lehrerstellen, auf die Ganztagsschulen Anspruch haben. „Ganztag entlastet die Familien“, sagt die Schulleiterin. Das „Mama-Taxi“, das Kinder nach der Schule zum Sport oder zum Musikunterricht fährt, entfällt: „Das findet jetzt ja alles am Nachmittag in der Schule statt.“ Es gebe ein breit gefächertes AG-Angebot. Elmar Prinz betont außerdem: „Es ist gut, wenn Schule als Lern-Ort erlebt wird, an dem es viel Gemeinschaft und Freizeit gibt.“

Beide Schulleiter betonen, ihre Schulen würden die Entscheidung „pro Ganztag“ immer wieder treffen. Baustellen, die es seit „G8“ überall gibt, gibt es aber auch an Ganztagsschulen: „Bei den Hausaufgaben“, räumt Prinz ein, „muss man manchmal noch nachsteuern.“ Auch Gabriele von Heymann berichtet, dass die gesonderten „Lernzeiten“ manchmal nicht ausreichten. Grundsätzlich wünscht sich Elmar Prinz auch mehr Sozialpädagogen an Ganztags-Gymnasien: „Denn Ganztagsschulen sind die Zukunft.“

 


 Quelle: www.derwesten.de


 

 

Go to top
JSN Boot template designed by JoomlaShine.com